Projekt Besuchszeit

Kunde Oper Bonn

Format Musiktheater mit elektronischer Zuspielung

Leistung
Entwicklung eines Audiomorphing-Algorithmus'
Herstellung des elektronischen Zuspielbands
Aufnahmeleitung, Audioproduktion

Status
Realisiert 2000

Display
Uraufführung Bundeskunsthalle Bonn 2001

Info
www.ricordi.de/Febel
www.operundtanz.de/Febel

Konzept
Unsere irdische Zivilisation unternimmt gelegentlich Anstrengungen, mit Außerirdischen in Kontakt zu treten. So rast zum Beispiel eine kleine goldene Plakette an Bord einer Sonde durchs All, die bei einer etwaigen Begegnung der höheren Art die wichtigsten Informationen über unseren Planeten samt seiner Bevölkerung vermitteln soll. Unter physikalischen Gesichtspunkten haben solche Bemühungen etwas anrührend Naives, zumal ausgesprochen fraglich ist, wie ein extraterrestrisches Wesen diese Information entschlüsseln sollte. Wir selbst jedenfalls haben genug Probleme damit, unsere eigenen Zeichen, darunter die unserer zeitgenössischen Kunst, zu entschlüsseln. Wie sollten wir da noch auf intergalaktische Zeichen reagieren?

Von irgendwo aus der Ferne erklingt Musik. Sphärische Klänge in den extremen Lagen, Stimmen, aufsteigende Skalen – immer wieder einzelne irgendwie vertraute Elemente, kleine Zeichen in einem rätselhaften Zusammenhang. In einer Nummer implodiert sie regelrecht. Sie pulsiert, ohne ein eigentliches Metrum zu haben. Febel streut mit dieser Musik Zeichen unserer Musikkultur, die es wahrzunehmen gilt, und die doch nicht fassbar werden.

Nach außen hin gibt sich Besuchszeit als Science-Fiction-Oper. Dennoch greift die Musik in ihrer geheimnisvollen Aura unsere musikalischen Vorstellungen von Sciencefiction auf. Das Kammerorchester ist ausschließlich mit Bläsern und Schlagwerk besetzt, dazu kommen sieben instrumental geführte Singstimmen sowie elektronische Zuspielungen, und mit diesem Instrumentarium erzeugt Febel immer wieder eine Art "Maschinenklang": Gerade Töne ohne Entwicklung überlagern sich, als wären sie von Robotern oder ähnlichen Wesen erzeugt.

Das von dataphonic gelieferte Zuspielband stellt im Kontext der Handlung eine Zeitreise in die Vergangenheit mit akustischen Mitteln dar. Einer der Charaktere reist zurück in seine Kindheit. Seine monologisierende Stimme mutiert im Laufe von 12 Minuten allmählich und unmerklich vom sonoren Baritonregister in das Falsett eines 9-jährigen Jungen. Mithilfe unterschiedlicher Techniken zur Klangbearbeitung und -synthese wurde diese nicht alltägliche Aufgabe gelöst.

Credits
Reinhard Febel (Komposition, Libretto)