Projekt Musikschrank Rheingold

Kunde Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe

Format Interaktives Environment

Leistung
Interfacing eines Musikschranks in Röhrentechnik von 1950 an Streamingservices des Internet
Architektur und Implementierung der Software
Innenraumausstattung der Installation

Status
Realisiert

Display
Netzkunstausstellung "net.condition", ZKM Karlsruhe 1999

Credits
Johannes Goebel (Konzept), Bernhard Sturm (Hardware)

Info
www.heise.de/tp

Konzept
Der Musikschrank Rheingold, einem massiven Phonomöbel-Fossil, steht in einem Wohnzimmer aus den fünfziger Jahren. Der Musikschrank wurde zum Internet-Interface umgebaut und dient dank der von dataphonic gelieferten Custom-Audiosoftware als Auswahl- und Wiedergabegerät von Internet-Radiostationen. Über die vorhandenen Tasten, Knöpfe und die Senderskala des Radios sowie eines unauffällig in die Senderskala integrierten LC-Displays können die Stationen ausgewählt und aufgerufen werden.

Eine Netzkunst-Ausstellung im ZKM. Doch kann man Netzkunst eigentlich ausstellen?

Wie der Titel "net_condition" anzeigt, geht es nicht um die "net.art for net.art's sake", sondern um den künstlerischen Blick auf das Bedingungsverhältnis, in dem Gesellschaft und Technik miteinander stehen: Die aufkommende Informationsgesellschaft verlangt nach Wissen, Datenaustausch und Unterhaltung, und zwar "just in time", "on demand", "in realtime". Die technische Antwort darauf lautet "Internet". Zugleich prägt das Netz die Gesellschaft, lässt neue Handlungsräume sozialer, wirtschaftlicher und künstlerischer Art entstehen. Es entstehen Möglichkeiten, denen bisher kein Bedarf entsprach.

In diesem überschuss an Möglichkeiten blühen emanzipatorische und utopische Hoffnungen neu auf. Chancengleichheit, Weltbürgertum und grenzüberschreitende Partizipation gelten als technisch verwirklichbar und werden von privaten "communities" in den Vordergrund gespielt, während die "global players" der Wirtschaftswelt mit den gleichen technischen Mitteln ihre eigenen Ziele verfolgen.

Rezension
Josephine Berry in Telepolis, 18.10.1999:
Was von net_condition bleibt, sind einige gute Installationen, die als "Schnittstelle" zwischen dem immateriellen Raum des Netzes und dem physischen Raum des Museums funktionieren. Und verblüfft nimmt der Besucher zur Kenntnis, was man so alles ans Internet anschließen kann. In einem Zimmer, das Johannes Goebel, Torsten Belschner und Bernhard Sturm detailgetreu im Stil der 50er-Jahre eingerichtet haben, steht ein Dampfradio, mit dem man Netzradio-Stationen aus der ganzen Welt empfangen kann. [...] So einfach kann gelingende Netzkunst sein.

Credits
Johannes Goebel (Idee)
Bernhard Sturm (Planung und Realisierung Interface-Hardware)